Liebe Leserin, lieber Leser,
meine Frau und ich wanderten vor einigen Tagen im Drömling. Ein bisschen Regen von oben. Der kalte Wind bläst von vorne. Von weitem hören wie sie - trompeten, kleine Gruppen sehen wir sie in der Luft. Dann entdecken wir: Kraniche – ein grosser Trupp in den nassen Wiesen. Gebannt beobachten wir sie und gehen vorsichtig weiter – eigentlich weit genug entfernt auf dem Weg, denken wir. Und dann: Die Kraniche fliegen auf – schlagen mit den Flügeln, trompeten, majestätisch erheben sie sich in die Lüfte. Sie finden sich in Formation – und fliegen davon. Lange hören wir sie noch.
meine Frau und ich wanderten vor einigen Tagen im Drömling. Ein bisschen Regen von oben. Der kalte Wind bläst von vorne. Von weitem hören wie sie - trompeten, kleine Gruppen sehen wir sie in der Luft. Dann entdecken wir: Kraniche – ein grosser Trupp in den nassen Wiesen. Gebannt beobachten wir sie und gehen vorsichtig weiter – eigentlich weit genug entfernt auf dem Weg, denken wir. Und dann: Die Kraniche fliegen auf – schlagen mit den Flügeln, trompeten, majestätisch erheben sie sich in die Lüfte. Sie finden sich in Formation – und fliegen davon. Lange hören wir sie noch.
Kraniche mitten im Winter hier bei uns? Auf der Durchreise ja – im Herbst und im Frühjahr, auch ma bei besonderen Wetterlagen zu anderen Zeiten. Aber in so grosser Zahl hier überwinternd? Wahrscheinlich sind sie ja auch auf der Suche – nach einem Lebensort bei sich ändernden Bedingungen. Und haben ihn gefunden – auch wenn sie gelegentlich aufgeschreckt werden.
‚Welche der Geist Gottes treibt, die sind seine Kinder‘, Röm 8,14. Das ist der Wochenspruch für die kommende Woche - nach dem 1.Sonntag nach Epiphanias. Die Erscheinung Gottes: Das Licht der Welt kommt zur Welt – grossess Theater – auf der einen Seite. Die Weisen aus dem Morgendland sind angekommen – und weitergereist. Und auf der anderen: Wenn man so will, befindet sich die heilige Familie nun auf der Flucht – nach Ägypten vor dem Kindermord in Bethlehem. Verstörende Ereignisse – also: Nichts Besonderes, so wie immer. Verstörende Zeiten erleben wir grade: Nachvollziehbare politsche Entscheidungen angesichts dramatischer Zahlen im Zusammenhang mit der Corona – Pandemie. So viel Unsicherheit, so viel Leid um uns herum – so als ob es dichter kommt. Und gleichzeitig ja auch Hoffnung: Impfstart – auch wenn es sicher noch eine Weile dauern wird, bis sich die Lage ändert. Und dann? Können ja auch neue Einbrüche, andere Gefährdungen kommen, die einzelne oder alle gemeinsam verstören.
Und noch etwas ist mit diesem Sonntag verbunden – ein paar Jahre später sozusagen: Die Taufe Jesu – duch Johannes den Täufer am Jordan – und dabei die Stimme Gottes aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn an dem ich Wohlgefallen habe. Und mit der Erinnerung an die Taufe Jesu verbindet sich die Erinnerung an unsere je eigene Taufe: Gott spricht zu uns: Du bist meine liebe Tochter, an der ich Wohlgefallen habe. Oder – Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
Welcher Geister treiben uns? Ein verstörender, verunsichernder Geist – oder ein zuversichtliche, stärkende Geist? Haben wir darauf überhaupt Einfluss? Ich glaube: Darauf haben wir bedingt Einfluss. Wir können uns nicht selber retten – so wie sich Münchhausen aus dem Sumpf ziehen konnte. Also nehme ich einen Umweg: Wir können uns deutlich machen, wer uns Zuversicht geben will und kann. Wie wir einen stärkenden Geist gewinnen können. Von Gott zu Gott – dazwischen sehe ich ja mein Leben. Also versuche ich, mich darauf zu verlassen, dass er dazwischen auch dabei ist. Er hat es mir zugesagt – in der Taufe. Also kann ich erproben, wie belastbar das ist. Ich möchte nicht jeder Meinung nachlaufen, nicht in Panik verfallen angesichts der derzeitigen Situation. Auch wenn ich noch längst nicht absehen kann, wie sich die nächsten Wochen gestalten werden: Werden wir bald wieder gemeinsam Gottesdienste feiern können etwa? Werden wir uns bald wieder unbeschwert begegnen können? Dann mache ich mir deutlich: Auch in ‚normalen‘ Zeiten kann ich mir ja durchaus nicht immer sicher sein, wie die nächsten Wochen sein werden.
Ich möchte das, was ich kann mitgestalten und mich ansonsten halbwegs getrost darauf einlassen, was kommt.
Die Kraniche testen ihren Lebensraum aus. Bleiben einfach, anstatt weiter zu ziehen. Es geht offenbar. Sie nehmen sich ihren Lebensraum, entdecken was geht. Mal gestört vielleicht von Besuchern – okay, dann geht es einmal in die Luft, Ortswechsel und an anderer Stelle wieder auf die Erde. Auf und nieder, beweglich bleiben und sich gleichzeitig nicht beirren lassen. Und uns von Gott zu Gott treiben lassen – diese Zuversicht wünsche ich uns. Amen
Gott, du bist die Kraft, die das Leben erschafft,
im Verborgenen lässt du es wachsen auf leise, unbeirrbare Weise.
Wir bitte dich: Entfalte, was in uns steckt.
Gib uns Augen, die Freundschaft pflanzen, Hände, die Liebe säen,
Füße, die einen Weg zum Frieden spuren.
Nimm die Ungeduld von uns, wenn wir meinen, es müsse schneller gehen.
Schick das Verzagen fort, das uns befürchten lässt, es werde nichts reifen.
Gieß deinen Segen aus, lass durch uns dein Reich wachsen mitten in der Welt. Amen
(Ein Gebet von Tina Willms, aus: ‚Erdennah -Himmelweit‘, S. 27)
Georg Julius, Pastor 05371/57678 georg.julius@evlka.de
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