HÖREN UND GE-HÖREN Andacht zum Sonntag Sexagesimae

Sat, 06 Feb 2021 23:00:01 +0000 von Annette Israel

© Vincent van Gogh 1888
Der Sämann
„Zum einen Ohr rein, zum andern raus“ – „auf Durchzug schalten“ – „der macht dicht, wenn ich rede“ – drei Redewendungen, die zeigen, was wir manchmal nicht mehr wollen oder können: Zuhören.

Aber: „Wer Ohren hat, zu hören, der höre!“ sagt Jesus 
Mit diesen Worten endet ein Gleichnis. „Das Wort Gottes ist wie ein Samenkorn,“ sagt Jesus, „ein Teil davon fällt auf felsigen Grund. Oder Vögel fressen die Saat auf oder ein Trampelpfad bildet sich … Nur ein Viertel der Saat des Gotteswortes geht auf und bringt Frucht. - Wer Ohren hat, zu hören, der höre!“ 


Aber - wollen Sie noch jeden Morgen den Inzidenzwert hören oder etwas über den Umgang mit einem Impfstoff? Es kann nötig sein, mal auf Durchzug zu schalten oder ganz dicht zu machen. 


Die Frage ist doch, wann wir weghören und wann wir die Ohren aufsperren. 


Da ist ein Samenkorn. Klein, einfach, man könnte es glatt übersehen. Es ist fast nichts. Aber es ist gleichzeitig etwas ganz Großartiges. Es hat Potential, Leben aus sich hervorzubringen…. wenn es auf guten Boden fällt.


Wann hat das Wort Gottes mich erreicht? frage ich mich. Wann habe ich es hören können? 


Es gibt einen Zusammenhang: Wenn ich gemerkt habe, dass ich dazu ge-höre. Zu einer biblischen Geschichte, weil ich eine Person darin unmittelbar verstehe. Und sie mich. Oder weil ein Satz aus der Bibel mich anspricht, als wäre er für mich aufgeschrieben worden.


Ich kann zuhören, wenn ich weiß, dass ich dazu gehöre. Hören kann ich, wo man mit mir spricht. Dann ist die nötige Ruhe da, so dass ich nicht auf Durchzug schalten muss. 


Hören und ge-hören hängen zusammen. Gut sind Worte, die sich an mich richten, meine Wahrnehmungen und meine Möglichkeiten. 


Konkret heißt das: Die Beziehung ist die Voraussetzung, damit Gottes Wort lebendig wird in mir, dass es mich erreicht. Denken wir an das Samenkorn, das so unscheinbar ist. Es gibt im Gleichnis die Samenkörner, die auf Felsen fallen oder die zertrampelt werden. Da konnte nichts werden.  Das Samenkorn kann groß werden, wo es aufgenommen werden kann. Wo es eine Beziehung gibt zwischen ihm und seiner Umgebung, die wachsen lässt. 


Am Eingang zum Gemeindehaus finden Sie eine Wäscheleine mit Karten zum Mitnehmen. Die Karten haben etwas gemeinsam: Auf ihnen stehen – passend zu einem Bild - Sätze: Bibelworte, Sprichworte, Witze … man kann vorbeikommen und sich eine Karte herausnehmen. Einfach so. 


Bevor man sich eine Karte aussucht und mitnimmt, ist etwas geschehen. Der Satz hat einen angesprochen. Er wirkt. 


Das kann dieser Satz, weil die Beziehung da ist. 


 Beziehung – dazu gehört die Neugier. Damit geht es los… sonst geht man nicht zu einer Wäscheleine an der Gemeindehaustür. Offenheit gehört dazu. Und die Bereitschaft, sich berühren zu lassen, zu seufzen, zu schmunzeln, zu lachen. Und sich dann zu denken: Diese Kleinigkeit, dieser Satz, diese Karte gehört jetzt zu mir. Oder: Die ist genau richtig, die schenke ich weiter an jemand, an den ich bei den Worten denken musste. 


Dann haben einfache Worte ein Potential, berühren uns, wecken Begabungen auf, trösten und helfen, sie sprechen uns an. Stärken das Gefühl der Zugehörigkeit. Im Dazugehören sind wir in der Lage, die Ohren zu spitzen, um Jesus zu verstehen: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ 
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